Core Web Vitals sind eine Gruppe von spezifischen Faktoren, die Google als entscheidend für die Bewertung der Nutzererfahrung einer Webseite betrachtet. Sie wurden im Mai 2020 eingeführt und sind seit Juni 2021 offizieller Bestandteil des Google-Ranking-Algorithmus im Rahmen der sogenannten „Page Experience Signals“. Die Core Web Vitals messen die Ladegeschwindigkeit, Interaktivität und visuelle Stabilität einer Webseite und liefern damit objektive, messbare Werte zur Beurteilung der User Experience.
Die drei Hauptmetriken
1. Largest Contentful Paint (LCP)
LCP misst die Ladezeit und somit die wahrgenommene Ladegeschwindigkeit einer Webseite. Der Messwert gibt an, wie lange es dauert, bis der größte Inhaltselement im sichtbaren Bereich (Viewport) des Nutzers geladen ist – also etwa ein großes Bild, ein Video-Player oder ein Textblock.
Bewertungskriterien:
- Gut: unter 2,5 Sekunden
- Verbesserungswürdig: 2,5 bis 4,0 Sekunden
- Schlecht: über 4,0 Sekunden
Optimierungsmöglichkeiten:
- Server-Response-Zeiten verbessern
- Render-blockierende JavaScript und CSS reduzieren
- Ressourcen-Priorisierung optimieren
- Content Delivery Networks (CDNs) nutzen
- Bildoptimierung und Lazy Loading
2. First Input Delay (FID)
FID misst die Interaktivität einer Webseite. Der Wert gibt an, wie lange es dauert, bis die Seite auf die erste Interaktion eines Nutzers (Klick, Tippen, Tastendruck) reagiert. Ein niedriger FID bedeutet, dass die Seite schnell auf Nutzerinteraktionen reagiert.
Bewertungskriterien:
- Gut: unter 100 Millisekunden
- Verbesserungswürdig: 100 bis 300 Millisekunden
- Schlecht: über 300 Millisekunden
Optimierungsmöglichkeiten:
- JavaScript-Ausführung optimieren
- Code-Splitting anwenden
- Lange Tasks aufteilen
- Web Workers für rechenintensive Prozesse nutzen
- Nutzereingaben priorisieren
3. Cumulative Layout Shift (CLS)
CLS misst die visuelle Stabilität einer Webseite. Der Wert quantifiziert, wie stark sich Elemente während des Ladevorgangs unerwartet verschieben. Ein niedriger CLS bedeutet, dass Inhalte stabil bleiben und sich nicht unerwartet bewegen, was zu einer besseren Nutzererfahrung führt.
Bewertungskriterien:
- Gut: unter 0,1
- Verbesserungswürdig: 0,1 bis 0,25
- Schlecht: über 0,25
Optimierungsmöglichkeiten:
- Bildgrößen in HTML spezifizieren
- Platzhalter für Werbung, Embeds und iFrames vorsehen
- Dynamische Inhalte bewusst einfügen
- Web-Fonts optimieren
- UI-Animationen sorgfältig implementieren
Bedeutung für SEO und Nutzererfahrung
Die Core Web Vitals haben eine doppelte Bedeutung für Webseiten-Betreiber:
SEO-Relevanz
Als direkter Ranking-Faktor beeinflussen die Core Web Vitals die Positionierung einer Webseite in den Google-Suchergebnissen. Bei ansonsten gleichwertigen Seiten können bessere Web Vitals zu einem Ranking-Vorteil führen. Besonders wichtig ist dies bei hart umkämpften Keywords und in mobilen Suchergebnissen.
Nutzererfahrung
Unabhängig vom Einfluss auf das Ranking wirken sich die Core Web Vitals direkt auf das Nutzerverhalten aus:
- Schnellere Ladezeiten (LCP) reduzieren die Absprungrate
- Bessere Interaktivität (FID) erhöht die Engagement-Raten
- Höhere visuelle Stabilität (CLS) vermeidet Frustration und Fehlklicks
Studien zeigen, dass bereits eine Verbesserung der Ladezeit um 0,1 Sekunden die Conversion-Raten um mehrere Prozentpunkte steigern kann.
Messung und Überwachung
Google stellt verschiedene Tools zur Messung und Überwachung der Core Web Vitals bereit:
- PageSpeed Insights: Online-Tool zur schnellen Analyse einzelner Seiten
- Lighthouse: Integriert in Chrome DevTools für detailliertere Analysen
- Chrome User Experience Report (CrUX): Enthält reale Nutzerdaten für populäre Websites
- Search Console: Bietet einen eigenen Core Web Vitals-Bericht
- Web Vitals Extension: Browser-Erweiterung für Chrome zur Echtzeit-Messung
Für eine aussagekräftige Bewertung empfiehlt sich die Kombination aus Labor-Daten (controlled testing) und Felddaten (real user monitoring), da Faktoren wie Endgerät, Netzwerkgeschwindigkeit und Browser das Nutzererlebnis maßgeblich beeinflussen können.
Best Practices zur Optimierung
Die Verbesserung der Core Web Vitals erfordert einen ganzheitlichen Ansatz:
- Performance-Budgeting einführen: Festlegen von maximalen Werten für Seitengrößen, Skript-Mengen und Ladezeiten bereits in der Projektplanung.
- Regelmäßiges Monitoring: Kontinuierliche Überwachung der Werte über Zeit und verschiedene Gerätetypen.
- Progressive Enhancement: Funktionalität schrittweise aufbauen, sodass Kernfunktionen schnell verfügbar sind.
- Technische Schulden abbauen: Veralteten Code entfernen, Abhängigkeiten reduzieren.
- CDN optimieren: Geografisch verteilte Bereitstellung für schnellere Zugriffe.
- Moderne Bildformate: WebP, AVIF oder responsive Bilder einsetzen.
- Critical CSS: Wichtige Styles inline im Header laden.
- Asynchrones Laden: Nicht-kritische Ressourcen verzögert laden.
Fazit
Die Core Web Vitals haben die Art und Weise, wie Websites entwickelt und optimiert werden, nachhaltig verändert. Sie etablieren objektive Metriken für die bisher eher subjektive Beurteilung der Nutzererfahrung und verknüpfen diese direkt mit SEO-Erfolg. Die Optimierung dieser Metriken führt zu besseren Rankings, geringeren Absprungraten und höheren Conversions – ein seltener Fall, in dem die Interessen von Nutzern, Website-Betreibern und Suchmaschinen perfekt übereinstimmen.
Für Unternehmen und Entwickler sollte die kontinuierliche Optimierung der Core Web Vitals daher ein fester Bestandteil ihrer Web-Performance-Strategie sein. Google hat bereits angekündigt, diese Metriken in Zukunft weiterzuentwickeln und ihre Bedeutung als Ranking-Faktor auszubauen.