Barrierefreie WordPress-Websites mit ARIA

Leitfaden und technische Umsetzungen für BFSG und WCAG

ARIA-Attribute sind der Schlüssel zur barrierefreien WordPress-Website und unverzichtbar für BFSG-Konformität ab Juni 2025. Doch was genau verbirgt sich hinter „Accessible Rich Internet Applications“ und wie setzen Sie diese technisch korrekt ein?

Dieser praxisorientierte Leitfaden entschlüsselt die Welt der ARIA-Labels, -Roles und -States speziell für WordPress-Nutzer. Sie erfahren, wie Sie mit gezielten ARIA-Implementierungen Screenreader-Nutzern das Navigieren erleichtern, Formularfelder zugänglicher gestalten und dynamische Inhalte barrierefrei präsentieren.

Mit konkreten Code-Beispielen, Step-by-Step-Anleitungen und bewährten Plugin-Lösungen machen wir die technischen Aspekte von ARIA auch für Nicht-Programmierer verständlich. 

Zuletzt aktualisiert: Juni 2025

ARIA auf einen Blick

  • ARIA (Accessible Rich Internet Applications) ist ein spezieller Satz von HTML-Attributen, der entwickelt wurde, um Webinhalte und -anwendungen für Menschen mit Behinderungen zugänglicher zu machen.
  • Mit ARIA-Attributen können Sie Ihrer WordPress-Website wichtige Zusatzinformationen hinzufügen, die von Screenreadern und anderen assistiven Technologien interpretiert werden.
  • ARIA löst kritische Zugänglichkeitsprobleme, die durch komplexe Webinteraktionen, dynamische Inhalte und nicht-standardmäßige Steuerelemente entstehen.
  • Die drei Hauptkomponenten von ARIA sind Rollen (definieren, was ein Element ist), Eigenschaften (beschreiben Charakteristiken) und Zustände (kommunizieren aktuelle Bedingungen).
  • ARIA verändert nicht das Erscheinungsbild oder Verhalten einer Website, sondern schafft eine zusätzliche Informationsebene für nicht-visuelle Nutzer.
  • Richtig implementierte ARIA-Attribute sind entscheidend für die Erfüllung vieler WCAG 2.1-Kriterien und damit auch für die BFSG-Konformität.
  • Automatisierte Tests können nur etwa 30% der Barrierefreiheitsprobleme identifizieren, weshalb manuelle Prüfungen mit Screenreadern unerlässlich sind.
  • Die First Rule of ARIA lautet: „Verwende kein ARIA, wenn native HTML-Elemente den Zweck erfüllen können“ – gutes semantisches HTML hat immer Vorrang.
Bild Uwe Preuth

Olav Schürmann
Founder, CTO

Web-Experte seit 1997
Technik, SEO und KI

„Logisch denken  – Probleme lösen!“

ARIA mit WordPress – Schlüssel zur barrierefreien Website

In der digitalen Welt von heute ist eine barrierefreie Website nicht mehr nur eine Option, sondern zunehmend eine Notwendigkeit – sowohl aus ethischen als auch aus rechtlichen Gründen. Mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) im Juni 2025 werden viele Unternehmen in Deutschland erstmals gesetzlich verpflichtet sein, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten.

Doch was bedeutet „barrierefrei“ eigentlich in Bezug auf Websites? Im Kern geht es darum, Ihre digitale Präsenz so zu gestalten, dass sie von allen Menschen unabhängig von ihren körperlichen oder kognitiven Fähigkeiten genutzt werden kann. Besonders wichtig ist dies für Nutzer mit Sehbehinderungen, die auf Screenreader und andere assistive Technologien angewiesen sind.

Genau hier kommt ARIA ins Spiel. ARIA steht für „Accessible Rich Internet Applications“ und bezeichnet eine Sammlung spezieller HTML-Attribute, die entwickelt wurden, um die Lücke zwischen modernen, dynamischen Webinhalten und assistiven Technologien zu schließen. Diese Attribute fügen Ihrer Website eine zusätzliche Informationsschicht hinzu, die von Screenreadern und ähnlichen Hilfsmitteln interpretiert wird – ohne das visuelle Erscheinungsbild oder die Funktionalität für andere Nutzer zu verändern.

In der WordPress-Welt, wo Themes und Plugins oft nicht von Haus aus barrierefrei sind, ist die richtige Implementierung von ARIA-Attributen häufig der entscheidende Faktor, um BFSG-Konformität zu erreichen. Mit ARIA können Sie:

  • Dynamische Inhalte wie ausklappbare Menüs und Akkordeons für Screenreader verständlich machen.
  • Nicht-standardmäßigen Bedienelementen wie Custom-Slidern die richtigen Rollen und Eigenschaften zuweisen.
  • Komplexe Datenstrukturen wie Tabellen und Diagramme besser erklären.
  • Status- und Eigenschaftsänderungen von UI-Komponenten kommunizieren.
  • Gleichlautende Links mit unterschiedlichen Zielen (etwa „Mehr lesen“) eindeutig identifizierbar machen.

Mit ARIA können Sie viele der häufigsten Barrieren auf WordPress-Websites überwinden, besonders jene, die durch moderne interaktive Elemente und komplexe Layouts entstehen. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass ARIA kein Ersatz für grundlegende semantische HTML-Strukturen ist, sondern diese ergänzt – eine Tatsache, die wir im Laufe dieses Artikels noch genauer beleuchten werden.

In den folgenden Abschnitten erfahren Sie, wie Sie ARIA-Attribute in WordPress richtig einsetzen, welche Attribute für welche Zwecke geeignet sind und wie Sie konkrete Barrierefreiheitsprobleme mit ARIA lösen können. Wir werden Ihnen praktische Code-Beispiele, Plugin-Empfehlungen und Step-by-Step-Anleitungen an die Hand geben, damit Sie Ihre Website optimal auf die kommenden BFSG-Anforderungen vorbereiten können.

Ob Sie Ihre bestehende WordPress-Website nachrüsten oder ein neues Projekt von Grund auf barrierefrei gestalten möchten – dieser Leitfaden gibt Ihnen das nötige Wissen, um ARIA effektiv einzusetzen und die digitale Barrierefreiheit Ihrer Online-Präsenz auf ein neues Level zu heben.

ARIA auf einen Blick – Grundlagen verstehen

ARIA (Accessible Rich Internet Applications) bildet das technische Rückgrat moderner Barrierefreiheit im Web und ist ein unverzichtbares Werkzeug für BFSG-konforme WordPress-Websites. Doch was verbirgt sich genau hinter diesem Akronym, und warum ist es für die digitale Zugänglichkeit so entscheidend?

Was ist ARIA?

ARIA ist eine Spezifikation des World Wide Web Consortiums (W3C), die eine Sammlung von speziellen HTML-Attributen definiert. Diese Attribute fügen standardmäßigen HTML-Elementen zusätzliche semantische Informationen hinzu, die von assistiven Technologien wie Screenreadern interpretiert werden können. Das Besondere an ARIA: Es verändert weder das Erscheinungsbild noch das Verhalten der Website für visuelle Nutzer, sondern schafft ausschließlich eine zusätzliche Informationsebene für nicht-visuelle Zugänge.

ARIA wurde entwickelt, um eine entscheidende Lücke zu schließen: Während statische Webinhalte mit korrektem semantischen HTML bereits recht gut zugänglich sein können, stoßen assistive Technologien bei modernen, dynamischen Web-Anwendungen oft an ihre Grenzen. ARIA bietet die Werkzeuge, um diese komplexen Interaktionen und dynamischen Änderungen auch für Screenreader-Nutzer verständlich zu machen.

Die drei Säulen von ARIA

ARIA basiert auf drei grundlegenden Konzepten:

  • Rollen (Roles): Definieren, was ein Element ist und welche Funktion es erfüllt. Beispiele sind role=“navigation“ für Navigationsmenüs oder role=“button“ für klickbare Elemente, die visuell wie Buttons aussehen, aber nicht als native Button-Elemente umgesetzt wurden.
  • Eigenschaften (Properties): Beschreiben dauerhafte Charakteristiken eines Elements. Beispielsweise gibt aria-required=“true“ an, dass ein Formularfeld ausgefüllt werden muss, oder aria-label=“Suche“ liefert einen alternativen Text für ein Suchfeld.
  • Zustände (States): Kommunizieren die aktuellen Bedingungen oder Zustände eines Elements, die sich während der Nutzung ändern können. aria-expanded=“false“ zeigt etwa an, dass ein Akkordeon aktuell zusammengeklappt ist, während aria-checked=“true“ den ausgewählten Status einer Checkbox repräsentiert.

Die goldene Regel von ARIA

Für den Einsatz von ARIA gilt eine wichtige Grundregel, die auch als „First Rule of ARIA“ bekannt ist:

„Verwende kein ARIA, wenn native HTML-Elemente mit eingebauter Barrierefreiheit den gewünschten Zweck erfüllen können.“

Diese Regel unterstreicht, dass ARIA semantisches HTML nicht ersetzen, sondern nur ergänzen sollte. Ein natives <button>-Element ist beispielsweise immer einer <div> mit role=“button“ vorzuziehen. ARIA kommt erst dann ins Spiel, wenn die Möglichkeiten von standardmäßigem HTML ausgeschöpft sind.

Warum ist ARIA für WordPress-Websites so wichtig?

WordPress-Websites setzen häufig auf komplexe Themes und Plugins, die visuelle Effekte, dynamische Inhalte und ansprechende Benutzeroberflächen bieten. Viele dieser Komponenten wurden jedoch nicht mit Barrierefreiheit im Fokus entwickelt, was zu erheblichen Zugänglichkeitsproblemen führen kann:

  • Slider und Karussells, die ohne Tastatursteuerung umgesetzt wurden.
  • Modale Dialoge, die Screenreader-Nutzer nicht benachrichtigen.
  • Ausklappbare Menüs ohne entsprechende Status-Informationen.
  • Formulare mit visuellen Fehlermeldungen, die nicht vorgelesen werden.
  • Teaser mit gleichlautenden „Mehr lesen“-Links ohne Kontextinformationen

Mit den richtigen ARIA-Attributen können diese und viele weitere Barrieren beseitigt werden, ohne das Design oder die Funktionalität der Website für visuelle Nutzer zu beeinträchtigen. Dies macht ARIA zu einem unschätzbaren Werkzeug für die Erfüllung der BFSG-Anforderungen, die sich an den internationalen WCAG 2.1-Richtlinien orientieren.

Grenzen von ARIA

Trotz seiner Leistungsfähigkeit hat ARIA auch Grenzen. In unserer Beratung bei mittelständischen Unternehmen stellen wir immer wieder Missverständnisse in Hinsiht auf ARIA fest. Es ist wichtig zu verstehen, dass:

  • ARIA allein keine Barrierefreiheit garantiert – es ist nur ein Werkzeug im größeren Kontext.
  • Die korrekte Implementierung von ARIA technisches Verständnis erfordert.
  • Nicht alle assistiven Technologien ARIA gleich gut unterstützen.
  • Automatisierte Tests nur etwa 30% der Barrierefreiheitsprobleme erkennen können, weshalb manuelle Prüfungen unerlässlich sind.

Eine erfolgreiche ARIA-Strategie berücksichtigt diese Grenzen und integriert ARIA in einen ganzheitlichen Ansatz zur Barrierefreiheit, der auf solidem semantischen HTML aufbaut und durch umfassende Tests validiert wird.

In den folgenden Abschnitten werden wir tiefer in die Welt der ARIA-Attribute eintauchen und Ihnen zeigen, wie Sie diese konkret in Ihrer WordPress-Website implementieren können, um echte Barrierefreiheit zu erreichen und den Anforderungen des BFSG gerecht zu werden.

ARIA-Attribute – Die wichtigsten Komponenten

Die Welt der ARIA-Attribute ist umfangreich und kann auf den ersten Blick überwältigend wirken. Mit über 45 Rollen, 35 Eigenschaften und 15 Zuständen bietet die ARIA-Spezifikation ein mächtiges Werkzeug-Arsenal für digitale Barrierefreiheit. Doch keine Sorge: Für die meisten WordPress-Websites reicht bereits die Kenntnis und korrekte Implementierung einiger zentraler Attribute aus, um signifikante Verbesserungen zu erzielen.

Übersicht der ARIA-Kategorien

Wie bereits erwähnt, lassen sich ARIA-Attribute in drei Hauptkategorien einteilen:

1. ARIA-Rollen (roles)

Rollen definieren, was ein Element ist und welche Funktion es erfüllt. Sie geben assistiven Technologien Auskunft über die grundlegende Natur eines Elements, unabhängig von dessen visueller Erscheinung oder dem verwendeten HTML-Tag.

2. ARIA-Eigenschaften (properties)

Eigenschaften beschreiben permanente Charakteristiken eines Elements, die sich während der Nutzung normalerweise nicht ändern. Sie liefern zusätzliche Informationen über das Element und seine Beziehung zu anderen Elementen.

3. ARIA-Zustände (states)

Zustände kommunizieren die aktuellen Bedingungen eines Elements, die sich während der Interaktion verändern können. Sie werden typischerweise dynamisch über JavaScript aktualisiert, um Nutzern von assistiven Technologien Statusänderungen mitzuteilen.

Lassen Sie uns nun die wichtigsten ARIA-Attribute jeder Kategorie näher betrachten, die für barrierefreie WordPress-Websites besonders relevant sind.

Die wichtigsten ARIA-Rollen für WordPress-Websites

ARIA: role=“navigation“

Kennzeichnet Navigationsblöcke wie Hauptmenüs, Seitenleistennavigation oder Breadcrumbs. WordPress-Themes verwenden oft div-Container für diese Elemente, anstatt das semantisch korrekte <nav>-Element zu nutzen.

<div class="main-menu" role="navigation" aria-label="Hauptmenü">
    <!-- Menüinhalt -->
</div>

ARIA: role=“search“

Identifiziert ein Suchformular. In vielen WordPress-Themes ist die Suchfunktion nicht eindeutig als solche gekennzeichnet.

<form role="search" aria-label="Website durchsuchen">
    <input type="text" name="s" placeholder="Suchen...">
    <button type="submit">Suchen</button>
</form>

ARIA: role=“banner“

Kennzeichnet den Hauptheader-Bereich einer Website. In WordPress entspricht dies typischerweise dem Bereich mit Logo und Hauptnavigation.

<header role="banner">
    <!-- Logo, Navigation, etc. -->
</header>

ARIA: role=“complementary“

Identifiziert ergänzende Inhalte, die eigenständig sind, aber zum Hauptinhalt in Beziehung stehen – typischerweise Sidebars in WordPress.

<aside role="complementary" aria-label="Blogarchiv und Kategorien">
    <!-- Sidebar-Widgets -->
</aside>

ARIA: role=“button“

Zeigt an, dass ein Element als Button fungiert, auch wenn es nicht mit einem <button>-Tag erstellt wurde. In WordPress-Themes und Plugins finden sich häufig div-Container oder Spans, die visuell wie Buttons gestaltet sind.

<div class="load-more" role="button" tabindex="0" aria-pressed="false">
    Mehr laden
</div>

Die wichtigsten ARIA-Eigenschaften für WordPress-Websites

ARIA: aria-label

Eine der nützlichsten ARIA-Eigenschaften. Sie bietet einen Namen für Elemente, die keinen sichtbaren Text haben oder wenn der sichtbare Text nicht ausreichend ist.

<a href="https://example.com" aria-label="Besuchen Sie unsere Homepage">
    <i class="fa fa-home"></i>
</a>

ARIA: aria-labelledby

Verknüpft ein Element mit einem anderen Element, das als seine Beschriftung dient. Dies ist besonders nützlich, wenn Text bereits an anderer Stelle auf der Seite existiert.

<h2 id="section-title">Unsere Dienstleistungen</h2>
<div role="region" aria-labelledby="section-title">
    <!-- Inhalt über Dienstleistungen -->
</div>

ARIA: aria-describedby

Ähnlich wie aria-labelledby, verknüpft ein Element mit einem anderen, das eine ausführlichere Beschreibung liefert – ideal für komplexe Formularfelder.

<input type="password" id="password" aria-describedby="password-requirements">
<p id="password-requirements">Passwort muss mindestens 8 Zeichen, einen Großbuchstaben und eine Zahl enthalten.</p>

ARIA: aria-required

Kennzeichnet ein Formularfeld als Pflichtfeld. In WordPress-Formularen ist diese Information oft nur visuell durch ein Sternchen gekennzeichnet.

<label for="email">E-Mail-Adresse *</label>
<input type="email" id="email" aria-required="true">

ARIA: aria-hidden

Versteckt Elemente vor assistiven Technologien, die nur dekorativen Zwecken dienen oder redundant sind. Dies ist besonders nützlich für Icons, die nur zur visuellen Verstärkung dienen.

<button>
    <i class="fa fa-save" aria-hidden="true"></i>
    Speichern
</button>

ARIA: aria-expanded

Kommuniziert, ob ein ausklappbares Element geöffnet oder geschlossen ist. Unerlässlich für Drop-down-Menüs, Akkordeons und ähnliche Elemente in WordPress.

<button aria-expanded="false" aria-controls="submenu">
    Produkte <i class="fa fa-caret-down"></i>
</button>
<ul id="submenu" style="display: none;">
    <!-- Untermenü-Einträge -->
</ul>

ARIA: aria-selected

Zeigt an, welches Element in einer Gruppe ausgewählt ist – wichtig für Tab-Navigationen und ähnliche Komponenten.

<div role="tablist">
    <button role="tab" aria-selected="true" id="tab1">Tab 1</button>
    <button role="tab" aria-selected="false" id="tab2">Tab 2</button>
</div>

ARIA: aria-checked

Kommuniziert den Zustand von Checkboxen oder Radio-Buttons, besonders wichtig, wenn diese mit benutzerdefinierten Styles überschrieben wurden.

<div role="checkbox" aria-checked="false" tabindex="0" class="custom-checkbox">
    Newsletter abonnieren
</div>

ARIA: aria-current

Identifiziert das aktuelle Element in einer Sammlung, beispielsweise die aktuelle Seite in einer Navigation oder den aktuellen Schritt in einem mehrstufigen Prozess.

<nav>
    <a href="/" aria-current="page">Startseite</a>
    <a href="/produkte">Produkte</a>
    <a href="/kontakt">Kontakt</a>
</nav>

ARIA: aria-live

Definiert einen Bereich, dessen Änderungen automatisch von Screenreadern angekündigt werden sollen – essenziell für dynamische Inhalte wie AJAX-geladene Beiträge oder Fehlermeldungen in WordPress.

<div aria-live="polite" class="notification-area">
    <!-- Hier werden Benachrichtigungen dynamisch eingefügt -->
</div>

Die richtige Anwendung dieser ARIA-Attribute bildet die Grundlage für barrierefreie WordPress-Websites. Denken Sie jedoch stets daran: ARIA sollte nur dann zum Einsatz kommen, wenn die Möglichkeiten des semantischen HTML ausgeschöpft sind. Bei der Implementierung ist außerdem Vorsicht geboten: Falsch angewendetes ARIA kann schlimmer sein als gar kein ARIA, da es zu Verwirrung bei Screenreader-Nutzern führen kann.

Im nächsten Abschnitt werden wir uns eingehender mit dem wahrscheinlich nützlichsten ARIA-Attribut – dem aria-label – beschäftigen und anhand praktischer Beispiele zeigen, wie es in WordPress-Websites implementiert werden kann.

ARIA-Label in der Praxis – Konkrete Anwendungen

Das aria-label-Attribut ist eines der vielseitigsten und mächtigsten Werkzeuge im ARIA-Arsenal. Es erlaubt Ihnen, Elementen einen zugänglichen Namen zu geben, der von Screenreadern vorgelesen wird, aber visuell unsichtbar bleibt. Dies macht es zu einer idealen Lösung für zahlreiche Barrierefreiheitsprobleme, die in WordPress-Websites häufig auftreten.

Problem: Teaser-Blöcke mit gleichlautenden Links

Ein typisches Szenario auf fast jeder Website sind Teaser-Blöcke, die einen kurzen Inhaltsüberblick mit einem Link zu einer Detailseite bieten. Aus Gründen der visuellen Konsistenz verwenden diese Links oft identische Bezeichnungen wie „Mehr lesen“, „Weiter“ oder „Details“.

Für sehende Nutzer ist der Kontext durch die visuelle Gestaltung klar erkennbar – sie sehen, dass der „Mehr lesen“-Link zu dem Teaser gehört, in dem er platziert ist. Screenreader-Nutzer hingegen erhalten diese visuelle Gruppierung nicht und hören möglicherweise eine Reihe identischer Links ohne Kontext:
„Mehr lesen… Mehr lesen… Mehr lesen…“

Dies macht die Navigation frustrierend und ineffizient, da nicht erkennbar ist, wohin die einzelnen Links führen.

Die Lösung: aria-label

Mit dem aria-label-Attribut können Sie jedem dieser Links einen eindeutigen, beschreibenden Namen geben, der den visuellen Text überschreibt, wenn ein Screenreader das Element vorliest:

<a href="/barrierefreiheit" aria-label="Gehe zu Ratgeber-Artikel Barrierefreie Websites">
    Mehr lesen
</a>

<a href="/online-marketing" aria-label="Gehe zu Ratgeber-Artikel Online-Marketing-Grundlagen">
    Mehr lesen
</a>

<a href="/wordpress-hosting" aria-label="Gehe zu Ratgeber-Artikel WordPress-Hosting">
    Mehr lesen
</a>

Ein Screenreader liest nun aufgrund der zusätzlichen Informationen über aria-label folgendes vor:

„Gehe zu Ratgeber-Artikel Barrierefreie Websites. Gehe zu Ratgeber-Artikel Online-Marketing-Grundlagen. Gehe zu Ratgeber-Artikel WordPress-Hosting.“

Dies liefert dem Nutzer sinnvolle Informationen darüber, wohin diese Links führen, während das visuelle Design unverändert bleibt.

Praxis-Beispiel: Nachrüsten von ARIA für Teaser-Blöcke

In der WordPress-Landschaft werden viele Themes und Plugins ohne ausreichende Berücksichtigung der Barrierefreiheit entwickelt. Sie bieten keine Möglichkeit, um ARIA-Attribute zu verwenden. Genau vor diesem Problem standen wir auch für den Teaser-Bereich auf unserer Website.

Wir verwenden hier das Plugin Advanced Divi Blurb von Diviflash.com. Auch dieses Modul bietet standardmäßig keine Möglichkeit, ARIA-Attribute hinzuzufügen.

Screenshot mit Teasern und gleichen Links
Screenshot Code-Beispiel fehlendes ARIA-Label

Beispiel unserer Startseite: Es werden Teaser-Blöcke verwendet, die (vor allem aus optischen Gründen) immer den gleichen Link-Titel verwenden („Mehr lesen“). Für Nutzer von Screenreadern ist das ärgerlich, da nur schwer zu erkennen ist, wohin der Link führt.

Schritt 1: Plugin Accessibility Attributes kaufen und installieren

Dieses Plugin ermöglicht es, ARIA-Attribute zu WordPress-Elementen hinzuzufügen, die diese Funktion ursprünglich nicht bieten. Es ist eine Investition, die sich für die BFSG-Konformität Ihrer Website lohnt.

Mehr Informationen zu diesem Modul finden Sie auf der Hersteller-Website.

 

Schritt 2: Die class des Moduls finden

Um das Accessibility-Plugin richtig zu konfigurieren, müssen Sie die CSS-Klasse des zu verbessernden Moduls identifizieren. Bei unserem Beispiel ist es die Klasse difl_advanced_blurb, die direkt hinter et_pb_module im HTML-Code zu finden ist:

Mehr Infos dazu auf der Entwicklerseite zu Kompatibilität.

Screenshot Code-Beispiel zum Finden der Klasse

Schritt 3: Die class in das Accessibility-Plugin einfügen

Tragen Sie die gefundene Klasse difl_advanced_blurb in den Bereich „Compatibility“ unter Accessibility > Attributes > Modules ein. Dies teilt dem Plugin mit, welche Module es mit ARIA-Attributen ausstatten soll.

Screenshot aus dem Modul Accessibility mit class in Compatibility

Schritt 4: Teaser-Plugin (Advanced Divi Blurb) konfigurieren

Nach korrekter Konfiguration in den Schritten 1-3 erscheinen neue ARIA-Einstellungen im Modul selbst (unter Erweitert). Nun müssen Sie den Selector des Links finden – die CSS-Klasse, die für den <a href>-Tag verwendet wird. In diesem Beispiel ist es .df_ab_blurb_button.

Diese Klasse wird dann in die Felder „aria-labelledby“ und „ARIA Label: Selector“ eingetragen. Dies ist notwendig, um im aria-label später auf diesen Selector Bezug nehmen zu können.

Screenshot Konfiguration aria-labelledby

Schritt 5: Teaser-Plugin (Advanced Divi Blurb) konfigurieren – Teil 2

Im letzten Schritt wählen Sie „aria-label“ als ARIA-Typ aus und geben den gewünschten beschreibenden Text ein, beispielsweise „Gehe zu Ratgeber-Artikel Barrierefreie Websites“. Wählen Sie den in Schritt 4 definierten Selector aus.

Screenshot Konfiguration aria-label
Screenshot Code mit korrektem aria-label

Wiederholen Sie diesen Vorgang für alle Teaser-Blöcke auf Ihrer Website, um sicherzustellen, dass jeder Link einen eindeutigen, beschreibenden Namen erhält.

Das Ergebnis: Screenreader-Nutzer können nun die Ziele der Links klar unterscheiden, während das visuelle Design Ihrer Website unverändert bleibt.

Wieder ein Schritt mehr, um Ihre Website tatsächlich Barrierefrei zu machen!

Wichtige Hinweise für die Verwendung von aria-label

Bei der Implementierung von aria-label sollten Sie folgende Best Practices beachten:

  • Verwenden Sie es nur, wenn nötig: Wenn ein Element bereits sichtbaren Text enthält, der seinen Zweck ausreichend beschreibt, ist kein aria-label erforderlich.
  • Vermeiden Sie Redundanz: Ein aria-label überschreibt den sichtbaren Text. Wiederholen Sie daher nicht einfach den sichtbaren Text im aria-label, sondern liefern Sie zusätzlichen Kontext.
  • Testen Sie mit Screenreadern: Überprüfen Sie Ihre aria-label-Implementierung mit echten Screenreadern wie NVDA (Windows) oder VoiceOver (Mac), um sicherzustellen, dass sie wie beabsichtigt funktionieren.
  • Bleiben Sie konsistent: Verwenden Sie einheitliche Formulierungen für ähnliche Elemente auf Ihrer Website.

Tipp: Automatisierte Tests erkennen nicht alle Probleme

Wie im bereits vorhandenen Text erwähnt, werden solche Fehler – die die Funktionalität einer Website deutlich einschränken – oft in keinem der automatisierten Tests gefunden (auch nicht in WAVE). Sie gelten offiziell nicht als „Fehler“.

Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, über automatisierte Tests hinauszugehen und manuelle Prüfungen mit assistiven Technologien durchzuführen. Nur so können Sie sicherstellen, dass Ihre WordPress-Website wirklich barrierefrei ist und den Anforderungen des BFSG entspricht.

Das aria-label-Attribut ist ein mächtiges Werkzeug für die Verbesserung der Barrierefreiheit Ihrer WordPress-Website. Es ermöglicht es Ihnen, wichtige Kontextinformationen für Screenreader-Nutzer bereitzustellen, ohne das visuelle Design zu beeinträchtigen. 

Weitere ARIA-Attribute in der Praxis

Neben aria-label gibt es eine Reihe weiterer ARIA-Attribute, die entscheidend zur Barrierefreiheit Ihrer WordPress-Website beitragen können.

In diesem Abschnitt betrachten wir die praktische Anwendung von fünf besonders nützlichen ARIA-Attributen: aria-hidden, aria-expanded, aria-describedby, aria-live und aria-current. Jedes dieser Attribute löst spezifische Barrierefreiheitsprobleme, die in modernen WordPress-Websites häufig auftreten.

aria-hidden: Elemente vor Screenreadern verbergen

Das aria-hidden-Attribut weist assistive Technologien an, bestimmte Elemente zu ignorieren. Dies ist besonders nützlich für:

  • Dekorative Elemente ohne inhaltlichen Wert
  • Redundante Informationen, die bereits auf andere Weise kommuniziert werden
  • Elemente, die aktuell nicht sichtbar sind (z.B. ausgeblendete Menüs)

Praktisches Beispiel: Dekorative Icons

In WordPress-Themes werden häufig Icons verwendet, um Text visuell zu ergänzen. Für Screenreader-Nutzer bieten diese Icons jedoch keinen Mehrwert, wenn der Text bereits selbsterklärend ist:

<div class="df_ab_blurb_button_wrapper">
  <a href="https://netzpluslogik.de/ratgeber/content-marketing/" aria-label="Gehe zu Ratgeber-Artikel Content-Marketing" class="df_ab_blurb_button" data-icon="5" data-wpel-link="internal">
    <span>Mehr lesen</span> 
    <span class="et-pb-icon df-blurb-button-icon" aria-hidden="true">E</span>
  </a>
</div>

In diesem Beispiel wird das Icon hinter „Mehr lesen“ (ein Pfeil nach rechts) mit aria-hidden=“true“ versehen, sodass Screenreader es ignorieren und nur den Text „Mehr lesen“ sowie das aria-label=“Gehe zu Ratgeber-Artikel Content-Marketing“ vorlesen.

Wichtig: Vorsicht bei der Verwendung von aria-hidden

Beachten Sie diese kritischen Punkte bei der Verwendung von aria-hidden:

  • Niemals bei fokussierbaren Elementen verwenden: Elemente mit aria-hidden=“true“ sollten keine fokussierbaren Elemente (Links, Buttons, Formularelemente) enthalten, da dies zu einer verwirrenden Benutzererfahrung führt.
  • Achten Sie auf die Synchronisation mit CSS: Wenn Sie Elemente visuell ausblenden (display: none, visibility: hidden), ist aria-hidden redundant, da diese CSS-Eigenschaften bereits dafür sorgen, dass Screenreader die Elemente ignorieren.
  • Verwenden Sie es nicht für temporär ausgeblendete Inhalte, die später angezeigt werden sollen: Für ausklappbare Inhalte ist aria-expanded besser geeignet.

aria-expanded: Ausklappbare Inhalte zugänglich machen

Das aria-expanded-Attribut kommuniziert, ob ein ausklappbares Element geöffnet oder geschlossen ist. Dies ist essenziell für:

  • Drop-down-Menüs
  • Akkordeons
  • Tab-Panels
  • Ausklappbare FAQ-Bereiche

Praktisches Beispiel: Akkordeon für FAQ-Bereiche

Akkordeons sind in WordPress-Websites beliebt, um umfangreiche Inhalte kompakt zu präsentieren:

<div class="accordion">
    <h3>
        <button 
            aria-expanded="false" 
            aria-controls="faq1-answer" 
            class="accordion-trigger">
            Was bedeutet BFSG?
            <span class="accordion-icon" aria-hidden="true">+</span>
        </button>
    </h3>
    <div id="faq1-answer" class="accordion-content" hidden>
        <p>BFSG steht für Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das ab Juni 2025 für viele Unternehmen in Deutschland verpflichtend wird.</p>
    </div>
    
    <!-- Weitere Akkordeon-Elemente -->
</div>

<script>
document.querySelectorAll('.accordion-trigger').forEach(button => {
    button.addEventListener('click', () => {
        const content = document.getElementById(button.getAttribute('aria-controls'));
        const isExpanded = button.getAttribute('aria-expanded') === 'true';
        
        // Toggle aria-expanded state
        button.setAttribute('aria-expanded', !isExpanded);
        
        // Toggle content visibility
        content.hidden = isExpanded;
        
        // Update icon (optional)
        const icon = button.querySelector('.accordion-icon');
        icon.textContent = isExpanded ? '+' : '-';
    });
});
</script>

Bei Akkordeons ist es wichtig, dass die Überschrift als Button implementiert wird, um native Tastaturunterstützung zu bieten.

aria-describedby: Zusätzliche Erklärungen bereitstellen

Das aria-describedby-Attribut verknüpft ein Element mit einem anderen, das eine zusätzliche Beschreibung liefert. Dies ist besonders nützlich für:

  • Formularfelder mit speziellen Anforderungen oder Hinweisen
  • Komplexe Interaktionselemente
  • Fehler- oder Hilfsmeldungen

Praktisches Beispiel: Fehlermeldungen in WordPress-Formularen

Hier wird eine Fehlermeldung mit dem Eingabefeld verknüpft. Das zusätzliche aria-invalid=“true“ signalisiert den Fehlerzustand des Feldes.

<div class="form-group">
    <label for="username">Benutzername</label>
    <input 
        type="text" 
        id="username" 
        name="username" 
        aria-required="true" 
        aria-invalid="true" 
        aria-describedby="username-error">
    <p id="username-error" class="error-message">Dieser Benutzername ist bereits vergeben. Bitte wählen Sie einen anderen.</p>
</div>

Bei Akkordeons ist es wichtig, dass die Überschrift als Button implementiert wird, um native Tastaturunterstützung zu bieten.

aria-live: Dynamische Inhalte zugänglich machen

Das aria-live-Attribut ist entscheidend für moderne WordPress-Websites mit dynamischen Inhalten. Es weist Screenreader an, Änderungen in bestimmten Bereichen der Seite anzukündigen, ohne dass der Benutzer den Fokus dorthin bewegen muss. Dies ist wichtig für:

  • AJAX-geladene Inhalte
  • Dynamische Fehlermeldungen
  • Benachrichtigungen und Statusaktualisierungen
  • „Infinite Scroll“ oder „Load More“-Funktionalität

Praktisches Beispiel: WordPress-Beiträge mit „Load More“-Funktion

In diesem Beispiel wird ein separates aria-live-Element verwendet, um Screenreader-Nutzer über die neu geladenen Inhalte zu informieren, ohne das visuelle Layout zu beeinträchtigen.

<div class="blog-container">
    <div class="posts-grid">
        <!-- Bestehende Beiträge -->
    </div>
    
    <button id="load-more" class="load-more-button">Weitere Beiträge laden</button>
    
    <div 
        id="posts-status" 
        class="screen-reader-text" 
        aria-live="polite">
  	</div>
</div>

<script>
document.getElementById('load-more').addEventListener('click', function() {
    // AJAX-Anfrage für weitere Beiträge
    fetch('/wp-json/wp/v2/posts?page=2')
        .then(response => response.json())
        .then(posts => {
            const postsGrid = document.querySelector('.posts-grid');
            const statusArea = document.getElementById('posts-status');
            
            // Neue Beiträge zum Grid hinzufügen
            posts.forEach(post => {
                const postElement = createPostElement(post);
                postsGrid.appendChild(postElement);
            });
            
            // Status für Screenreader aktualisieren
            statusArea.textContent = `${posts.length} weitere Beiträge wurden geladen.`;
        });
});

function createPostElement(post) {
    // Funktion zur Erstellung eines Post-Elements
    // ...
}
</script>

aria-current: Aktuelle Elemente hervorheben

Das aria-current-Attribut kennzeichnet das aktuelle Element in einer Sammlung, beispielsweise:

  • Die aktuelle Seite in einer Navigation
  • Der aktuelle Schritt in einem mehrstufigen Prozess
  • Der aktuelle Tag im Kalender
  • Der aktuelle Artikel in einer Liste

Praktisches Beispiel: WordPress-Hauptnavigation

In diesem Beispiel wird die aktuelle Seite mit aria-current=“page“ gekennzeichnet.

<nav aria-label="Hauptnavigation">
    <ul>
        <li><a href="/" aria-current="page">Startseite</a></li>
        <li><a href="/leistungen">Leistungen</a></li>
        <li><a href="/ueberuns">Über uns</a></li>
        <li><a href="/kontakt">Kontakt</a></li>
    </ul>
</nav>

Praktisches Beispiel: Mehrstufiges WordPress-Formular

Hier zeigt aria-current=“step“ den aktuellen Schritt im Formular an.

<div class="form-steps" aria-label="Formular-Fortschritt">
    <ol>
        <li><span aria-current="step">1. Persönliche Daten</span></li>
        <li><span>2. Projektdetails</span></li>
        <li><span>3. Bestätigung</span></li>
    </ol>
</div>

Mögliche Werte für aria-current

Das aria-current-Attribut kann verschiedene Werte haben:

  • page: Die aktuelle Seite in einer Navigation
  • step: Der aktuelle Schritt in einem Prozess
  • location: Der aktuelle Ort in einer räumlichen Navigation
  • date: Das aktuelle Datum in einem Kalender
  • time: Die aktuelle Zeit in einem Zeitplan
  • true: Allgemeiner Wert, wenn die anderen nicht passen

Wichtig: Testen mit echten assistiven Technologien

Die korrekte Implementierung von ARIA-Attributen sollte immer mit echten assistiven Technologien getestet werden:

  • NVDA oder JAWS auf Windows: Kostenlose oder kostengünstige Screenreader, die weit verbreitet sind.
  • VoiceOver auf macOS/iOS: Integrierter Screenreader von Apple.
  • TalkBack auf Android: Googles Screenreader für mobile Geräte.

Automatisierte Tests wie WAVE oder Lighthouse erkennen viele ARIA-bezogene Probleme nicht, besonders wenn die Attribute zwar vorhanden, aber nicht korrekt implementiert sind.

Gut implementiertes ARIA verbessert die Benutzererfahrung für Menschen mit Behinderungen erheblich, ohne das Erlebnis für andere Nutzer zu beeinträchtigen.

ARIA und WordPress – Technische Grundlagen

WordPress ist das beliebteste Content-Management-System der Welt. Doch wie steht es um die native Unterstützung für ARIA-Attribute und Barrierefreiheit in WordPress? In diesem Abschnitt beleuchten wir den aktuellen Stand der ARIA-Implementierung in WordPress-Core, Themes und Plugins und zeigen auf, wo die Grenzen liegen und welche Herausforderungen sich ergeben.

Unterstützt WordPress ARIA standardmäßig?

Die kurze Antwort lautet: Teilweise. WordPress hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte bei der Barrierefreiheit gemacht, aber die native ARIA-Unterstützung ist noch immer unvollständig.

WordPress-Core und ARIA

Der WordPress-Core selbst enthält mittlerweile einige ARIA-Implementierungen.

Bereits implementiert sind:

  • Admin-Dashboard: Das WordPress-Admin-Interface nutzt ARIA umfassend für Screenreader-Navigation.
  • Kommentarformulare: Moderne WordPress-Installationen fügen automatisch aria-required=“true“ zu Pflichtfeldern hinzu.
  • Menü-System: Grundlegende ARIA-Unterstützung für Navigation mit aria-expanded für Dropdown-Menüs.
  • Such-Widget: Das Standard-Such-Widget verwendet role=“search“.

Noch nicht implementiert sind:

  • Umfassende ARIA-Labels für alle UI-Komponenten.
  • Konsistente aria-describedby-Implementierung.
  • aria-live-Bereiche für dynamische Inhalte.
  • aria-current für aktuelle Seiten in Navigationen.

Beispiel: WordPress-Core Navigationsmenü

Hier ein Beispiel, wie WordPress standardmäßig ein Navigationsmenü ausgibt:

<!-- WordPress Standard-Output ohne ARIA-Erweiterungen -->
<nav id="site-navigation" class="main-navigation">
    <ul id="primary-menu" class="nav-menu">
        <li class="menu-item current-menu-item"><a href="/">Startseite</a></li>
        <li class="menu-item menu-item-has-children">
            <a href="/services">Leistungen</a>
            <ul class="sub-menu">
                <li class="menu-item"><a href="/services/web-design">Webdesign</a></li>
                <li class="menu-item"><a href="/services/seo">SEO</a></li>
            </ul>
        </li>
    </ul>
</nav>

Während WordPress die semantisch korrekte nav-Element-Struktur erstellt, fehlen wichtige ARIA-Attribute wie aria-current, aria-expanded und aria-haspopup.

WordPress 6.x und Gutenberg-Editor

Der moderne Gutenberg-Editor hat die Barrierefreiheit verbessert, aber auch hier gibt es noch Lücken:

<!-- Beispiel: Gutenberg-Block ohne ausreichende ARIA-Informationen -->
<div class="wp-block-columns">
    <div class="wp-block-column">
        <h2>Unsere Dienstleistungen</h2>
        <p>Entdecken Sie unser umfassendes Angebot.</p>
        <a class="wp-block-button__link" href="/services">Mehr erfahren</a>
    </div>
</div>

Hier fehlen aria-label für den „Mehr erfahren“-Link mit eindeutiger Identifizierung des Linkziels (siehe dazu auch weiter oben Praxis-Beispiel: Nachrüsten von ARIA für Teaser-Blöcke) und potenzielle aria-describedby-Verknüpfungen zwischen Überschrift und Inhalt.

ARIA im WordPress-Theme: Checkliste für Theme-Bewertung

Bei der Auswahl eines barrierefreien WordPress-Themes sollten Sie auf folgende Aspekte achten:

Grundlegende Struktur

  • Verwendung semantischer HTML-Elemente.
  • Logische Überschriften-Hierarchie (h1, h2, h3…).
  • Korrekte Verwendung von Lists für Menüs.

ARIA-Implementierung

  • aria-current für aktuelle Seiten.
  • aria-expanded für ausklappbare Menüs.
  • aria-label für Icon-Links.
  • role-Attribute für komplexe Komponenten.

Fokus-Management

  • Sichtbare Fokus-Indikatoren.
  • Logische Tab-Reihenfolge.
  • Tastaturzugänglichkeit aller interaktiven Elemente.

Responsive Design

  • Barrierefreiheit auch auf mobilen Geräten.
  • Ausreichende Touch-Target-Größen.
  • Zoom-Unterstützung bis 200%.

Wir selbst nutzen für alle Projekte Divi, dass leider einige Probleme mit der Barrierefreiheit hat. Wir werden in Kürze eine Anleitung veröffentlichen, wie Sie Divi für eine barrierefrei Website einsetzen können.

Fazit: WordPress und ARIA in der Praxis

WordPress bietet eine solide Grundlage für barrierefreie Websites, erfordert aber zusätzliche Arbeit für umfassende ARIA-Implementierung. Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • WordPress-Core: Grundlegende ARIA-Unterstützung vorhanden, aber unvollständig.
  • Themes: Große Qualitätsunterschiede; aktuelle Standard-Themes sind deutlich besser.
  • Plugins: Häufig der schwächste Punkt bei der Barrierefreiheit.
  • Custom Development: Oft der beste Weg für umfassende ARIA-Implementierung.

Für BFSG-konforme WordPress-Websites ist eine proaktive Herangehensweise erforderlich, die Theme-Auswahl, Plugin-Bewertung und gegebenenfalls „handgestrickte“ Codierung kombiniert. 

WordPress-Plugins für ARIA und Barrierefreiheit

Die Auswahl der richtigen WordPress-Plugins ist entscheidend für die Barrierefreiheit Ihrer Website. Ein einziges nicht-barrierefreies Plugin kann ausreichen, um die gesamte BFSG-Konformität zu gefährden. Gleichzeitig können spezialisierte Accessibility-Plugins dabei helfen, ARIA-Attribute nachzurüsten und bestehende Barrieren zu beseitigen. In diesem Kapitel stellen wir Ihnen bewährte Plugin-Lösungen vor und geben Ihnen eine umfassende Strategie zur Plugin-Auswahl an die Hand.

Das Accessibility Attributes Plugin – ARIA nachrüsten leicht gemacht

Wie bereits in unserem praktischen Beispiel mit den Teaser-Blöcken gezeigt, ist das Accessibility Attributes Plugin ein mächtiges Werkzeug, um bestehende WordPress-Module mit ARIA-Attributen auszustatten. Dieses Plugin ist besonders wertvoll, wenn Sie mit Themes oder Plugins arbeiten, die ursprünglich nicht mit Barrierefreiheit im Fokus entwickelt wurden.

Funktionsumfang des Accessibility Attributes Plugin

Das Plugin bietet folgende Hauptfunktionen:

  • Nachrüstung von ARIA-Attributen für beliebige WordPress-Module.
  • Unterstützung für alle gängigen ARIA-Attribute (aria-label, aria-describedby, aria-expanded, etc.).
  • Kompatibilität mit den meisten Page-Buildern (Divi, Elementor, Beaver Builder).
  • Benutzerfreundliche Konfiguration über das WordPress-Admin-Panel.

Weitere empfehlenswerte Plugins für ARIA und Barrierefreiheit

WP Accessibility Plugin

Das WP Accessibility Plugin ist eines der umfassendsten kostenlosen Barrierefreiheits-Plugins für WordPress. Die
Hauptfeatures:

  • Automatische Korrektur häufiger Barrierefreiheitsprobleme.
  • Skip-Links für Tastaturnavigation.
  • Kontrast-Verbesserungen.
  • Fokus-Management für Outline-Styles.
  • ARIA-Landmark-Rollen für Theme-Bereiche.

One Click Accessibility Plugin

Dieses Plugin bietet eine schnelle Lösung für grundlegende Barrierefreiheits-Verbesserungen. Die Hauptfeatures:

  • Toolbar für Accessibility-Optionen.
  • Schriftgrößen-Anpassung
  • Kontrast-Modi
  • Tastaturnavigation-Hilfsmittel
  • Text-zu-Sprache-Funktionalität

Userway Accessibility Widget

Ein umfassendes Tool für Website-Barrierefreiheit mit KI-unterstützten Features. Die Hauptfeatures:

  • KI-basierte Alt-Text-Generierung.
  • Automatische ARIA-Label-Erstellung.
  • Screenreader-Optimierung
  • Compliance-Monitoring

Accessibility Checker Plugin

Ein kostenloses Plugin zur automatisierten Überprüfung der Barrierefreiheit. Die Hauptfeatures:

  • Automatische Scans aller Seiten und Beiträge.
  • WCAG 2.1-konforme Prüfungen
  • Detaillierte Fehlerberichte
  • Integration in den WordPress-Admin-Bereich

Strategien zur WordPress-Plugin-Auswahl für Barrierefreiheit

Die Auswahl der richtigen WordPress-Plugins ist entscheidend für die Barrierefreiheit Ihrer Website. Ein einziges nicht-barrierefreies Plugin kann ausreichen, um die gesamte BFSG-Konformität zu gefährden. Daher ist es wichtig, eine durchdachte Strategie für die Plugin-Auswahl zu entwickeln.

Einen genaueren Blick auf WordPress-Plugins und deren Barrierfreiheit werfen wir in unserem ständig erweiterten Artikel WordPress & Barrierefreiheit: Die besten Plugins.

Worauf bei der Plugin-Wahl achten?

Aktualität und Wartung

Ein regelmäßig aktualisiertes Plugin ist meist auch eines, das mit aktuellen Standards Schritt hält.

Prüfungskriterien:

  • Letztes Update-Datum: Plugins, die seit mehr als einem Jahr nicht aktualisiert wurden, sollten kritisch betrachtet werden.
  • Versionsnummer: Höhere Versionsnummern (z.B. 3.x statt 1.x) deuten oft auf eine längere Entwicklungsgeschichte und mehr Reife hin.
  • WordPress-Kompatibilität: Das Plugin sollte mit der aktuellen WordPress-Version kompatibel sein.
  • Update-Frequenz: Regelmäßige Updates zeigen aktive Entwicklung und Support.

Dokumentation zur Barrierefreiheit

Entwickler, die Barrierefreiheit ernst nehmen, kommunizieren dies auch. Nach diesen Kriterien sollten Sie schauen:

  • WCAG/BFSG-Konformität: Einige Plugin-Entwickler geben explizit an, dass ihr Plugin bestimmte Barrierefreiheitsstandards erfüllt.
  • Accessibility-Sektion in der Dokumentation: Eine gute Dokumentation sollte Aspekte der Barrierefreiheit behandeln.
  • Changelog-Einträge: Accessibility-bezogene Änderungen im Changelog zeigen kontinuierliche Verbesserung.

Bewertungen und Nutzerfeedback

Die Erfahrungen anderer Nutzer können wertvolle Hinweise geben. Die Bewertungskriterien:

  • Barrierefreiheits-Kommentare: Achten Sie besonders auf Kommentare zur Barrierefreiheit.
  • Unabhängige Reviews: Fachblogs und Websites bieten oft tiefergehende Analysen.
  • Community-Feedback: Feedback von Nutzern mit Behinderungen ist besonders wertvoll.

Konkrete Lösungen für häufige Barrierefreiheits-Probleme

In der Praxis stolpern WordPress-Website-Betreiber immer wieder über dieselben Barrierefreiheits-Herausforderungen. Komplexe Navigationselemente, interaktive Formulare, Slider und modale Dialoge – all diese Komponenten können zu erheblichen Zugänglichkeitsproblemen führen, wenn sie nicht korrekt mit ARIA-Attributen implementiert werden. In diesem Kapitel zeigen wir Ihnen konkrete, praxiserprobte Lösungen für die häufigsten Problembereiche.

Barrierefreie Navigationsmenüs mit ARIA umsetzen

Navigationsmenüs sind das Herzstück jeder Website und gleichzeitig eine der größten Hürden für Screenreader-Nutzer, wenn sie nicht korrekt implementiert sind. Besonders problematisch sind verschachtelte Untermenüs, mobile Navigation und Mega-Menüs.

Problem: Standard WordPress-Navigation ohne ARIA

Viele WordPress-Themes generieren Navigation ohne ausreichende ARIA-Unterstützung:

<!-- Problematisches Standard-Menü -->
<nav class="main-navigation">
    <ul class="nav-menu">
        <li class="menu-item"><a href="/">Startseite</a></li>
        <li class="menu-item has-dropdown">
            <a href="/services">Leistungen</a>
            <ul class="sub-menu">
                <li><a href="/services/web-design">Webdesign</a></li>
                <li><a href="/services/seo">SEO</a></li>
                <li><a href="/services/accessibility">Barrierefreiheit</a></li>
            </ul>
        </li>
        <li class="menu-item"><a href="/contact">Kontakt</a></li>
    </ul>
</nav>

Die hier bestehenden Probleme sind:

  • Fehlende aria-current für die aktuelle Seite.
  • Keine Kommunikation von Untermenü-Zuständen.
  • Fehlende Navigation-Labels.
  • Keine Tastatursteuerung für Untermenüs.

Beispiel für eine Lösung: So sollte eine vollständig barrierefreie Navigation aussehen

<!-- Barrierefreie Navigation mit umfassender ARIA-Implementierung -->
<nav class="main-navigation" role="navigation" aria-label="Hauptnavigation">
    <ul class="nav-menu" role="menubar">
        <li class="menu-item" role="none">
            <a href="/" role="menuitem" aria-current="page">Startseite</a>
        </li>
        <li class="menu-item has-dropdown" role="none">
            <a href="/services" role="menuitem"
                aria-expanded="false"
                aria-haspopup="true"
                aria-controls="services-submenu"
                id="services-toggle">
                Leistungen
                <span class="submenu-icon" aria-hidden="true">▼</span>
            </a>
            <ul class="sub-menu" role="menu" id="services-submenu" aria-labelledby="services-toggle" hidden>
                <li role="none">
                    <a href="/services/web-design" role="menuitem">Webdesign</a>
                </li>
                <li role="none">
                    <a href="/services/seo" role="menuitem">SEO</a>
                </li>
                <li role="none">
                    <a href="/services/accessibility" role="menuitem">Barrierefreiheit</a>
                </li>
            </ul>
        </li>
        <li class="menu-item" role="none">
            <a href="/contact" role="menuitem">Kontakt</a>
        </li>
    </ul>
</nav>

Testen und Validieren der ARIA-Implementierung

Die beste ARIA-Implementierung nützt wenig, wenn sie in der Praxis nicht funktioniert. Echte Barrierefreiheit entsteht erst durch umfassende Tests mit den Werkzeugen, die Menschen mit Behinderungen täglich verwenden. In diesem Kapitel stellen wir Ihnen die wichtigsten Test-Tools und -methoden vor, mit denen Sie die Qualität Ihrer ARIA-Implementierung überprüfen können.

Manuelle Tests mit Screenreadern – Die wichtigsten Tools im Überblick

Screenreader sind die primären Hilfsmittel für Menschen mit Sehbehinderungen und bilden daher das Herzstück jeder ernsthaften Barrierefreiheitsprüfung. Verschiedene Screenreader haben unterschiedliche Stärken und Eigenarten, weshalb Tests mit mehreren Tools empfehlenswert sind.

NVDA (NonVisual Desktop Access) – Der kostenlose Marktführer

NVDA hat sich in den letzten Jahren zum weltweit meistgenutzten kostenlosen Screenreader entwickelt und wird von Millionen von Nutzern eingesetzt.

Verbreitung und Popularität:

NVDA wird von etwa 40% aller Screenreader-Nutzer verwendet und ist besonders in Europa sehr beliebt. Seine kostenlose Verfügbarkeit hat maßgeblich dazu beigetragen, dass mehr Menschen Zugang zu assistiven Technologien haben. Entwickler schätzen NVDA für Tests, da es repräsentativ für eine große Nutzergruppe ist und gleichzeitig keine Lizenzkosten verursacht.

Wichtigste Eigenschaften:

  • Open Source: Vollständig quelloffene Entwicklung ermöglicht schnelle Updates und Community-Beiträge.
  • Aktive Entwicklung: Monatliche Updates mit neuen Features und Verbesserungen.
  • Umfassende ARIA-Unterstützung: Sehr gute Implementierung der aktuellen ARIA-Standards.
  • Browse-Modus: Spezieller Modus für Webinhalte mit optimierter Navigation.
  • Portable Version: Kann ohne Installation verwendet werden, ideal für Tests.
  • Mehrsprachigkeit: Unterstützt über 50 Sprachen mit natürlich klingenden Stimmen.
  • Add-ons: Erweiterungssystem für zusätzliche Funktionen.

Vorteile für ARIA-Tests:

  • Kostenlos verfügbar für alle Entwickler und Tester.
  • Sehr aktuelle ARIA-Implementierung, oft schneller als kommerzielle Alternativen.
  • Detaillierte Sprachausgabe über ARIA-Attribute und Rollen.
  • Hervorragende Unterstützung für moderne Webtechnologien.
  • Große Community mit umfangreicher Dokumentation.
  • Konsistente Verhalten über verschiedene Browser hinweg.
  • Ausgezeichnete Live-Region-Unterstützung für dynamische Inhalte.

Fazit

NVDA eignet sich hervorragend als primäres Test-Tool für ARIA-Implementierungen, besonders für Entwickler, die ein repräsentatives und kostenloses Tool suchen. Es ist der Standard für Barrierefreiheitstests in vielen deutschen Unternehmen und Agenturen.

NVDA-Tastenkombinationen für Website-Tests

Wichtige Shortcuts für die Barrierefreiheitsprüfung

Grundlegende Navigation

  • NVDA + Strg NVDA starten/stoppen
  • H Nächste Überschrift
  • Umschalt + H Vorherige Überschrift
  • 1-6 Überschriften nach Level (h1, h2, etc.)
  • K Nächster Link
  • Umschalt + K Vorheriger Link
  • B Nächster Button
  • Umschalt + B Vorheriger Button
  • F Nächstes Formularfeld
  • Umschalt + F Vorheriges Formularfeld

ARIA-spezifische Tests

  • D Nächste Landmark/Region
  • Umschalt + D Vorherige Landmark/Region
  • L Nächste Liste
  • I Nächstes Listenelement
  • T Nächste Tabelle
  • G Nächste Grafik

Navigation Modi

  • NVDA + Leertaste Browse-Modus ein/aus
  • Tab Nächstes fokussierbares Element
  • Umschalt + Tab Vorheriges fokussierbares Element
  • Enter Element aktivieren
  • Leertaste Button drücken/Checkbox ändern
Hinweis: Diese Tastenkombinationen funktionieren im Browse-Modus von NVDA. Für die Barrierefreiheitsprüfung Ihrer WordPress-Website sollten Sie systematisch alle Navigationsmethoden testen, um sicherzustellen, dass alle Inhalte für Screenreader-Nutzer zugänglich sind.

JAWS (Job Access With Speech) – Der professionelle Standard

JAWS gilt seit über 30 Jahren als der Goldstandard unter den Screenreadern und wird vor allem in Unternehmensumgebungen und von professionellen Nutzern eingesetzt.

Verbreitung und Popularität:

JAWS wird von etwa 30-35% aller Screenreader-Nutzer verwendet und dominiert besonders in Nordamerika und Unternehmensumgebungen. Trotz des hohen Preises bleibt es der bevorzugte Screenreader für viele Poweruser und in beruflichen Kontexten.

Wichtigste Eigenschaften:

  • Marktführer seit Jahrzehnten: Über 30 Jahre Entwicklungsgeschichte und Erfahrung.
  • Umfassende Anpassungsmöglichkeiten: Hochgradig konfigurierbar für verschiedene Anwendungen.
  • Professionelle Sprachsynthese: Hochwertige, natürlich klingende Stimmen.
  • Cursor-Modi: Sowohl Virtual Cursor als auch PC Cursor für verschiedene Anwendungstypen.
  • Scripting-Unterstützung: Möglichkeit zur Erstellung benutzerdefinierter Skripte.
  • Enterprise-Features: Netzwerklizenzen, zentrale Verwaltung, professioneller Support.
  • Umfassende Anwendungsunterstützung: Optimiert für Microsoft Office, Adobe-Produkte und Unternehmenssoftware.

Vorteile für ARIA-Tests:

  • Sehr ausgereifte und stabile ARIA-Implementierung.
  • Industriestandard in vielen Unternehmen, daher hohe Relevanz für B2B-Websites.
  • Ausgezeichnete Element-Listen (Links, Überschriften, Formulare) für schnelle Navigation.
  • Sehr detaillierte Sprachausgabe mit konfigurierbarer Verbosity.
  • Hervorragende Unterstützung für komplexe ARIA-Widgets.
  • Professioneller Support und regelmäßige Updates.
  • Sehr gute Performance auch bei komplexen Websites

Fazit

JAWS ist das Tool der Wahl für umfassende professionelle ARIA-Tests, besonders wenn die Zielgruppe Unternehmensnutzer oder professionelle Anwender umfasst. Für BFSG-Compliance-Tests in größeren Unternehmen ist JAWS oft unverzichtbar.

VoiceOver – Der Apple-Ecosystem-Champion

VoiceOver ist Apples integrierter Screenreader und wird auf allen Apple-Geräten (Mac, iPhone, iPad, Apple Watch) eingesetzt.

Verbreitung und Popularität:

VoiceOver wird von etwa 20-25% aller Screenreader-Nutzer verwendet, mit steigender Tendenz. Besonders bei mobilen Geräten ist VoiceOver auf iOS extrem beliebt und wird von über 70% der iPhone-Nutzer mit Sehbehinderungen verwendet.

Wichtigste Eigenschaften:

  • Plattformintegration: Nahtlose Integration in das Apple-Ökosystem.
  • Rotor-Navigation: Einzigartiges Navigationskonzept für schnelle Content-Erkundung.
  • Touch-Gesten: Innovative Gestensteuerung auf iOS-Geräten.
  • Web-Spots: Automatische Landmark-Erkennung für strukturierte Navigation.
  • Braille-Unterstützung: Hervorragende Integration mit Braille-Displays.
  • Mehrsprachigkeit: Automatische Spracherkennung und Umschaltung.
  • Kostenlos: Auf allen Apple-Geräten vorinstalliert.

Vorteile für ARIA-Tests:

  • Kostenlos und auf allen Macs verfügbar.
  • Sehr gute ARIA-Implementierung, oft Vorreiter bei neuen Standards.
  • Einzigartige Rotor-Navigation bietet neue Perspektiven auf Content-Struktur.
  • Ausgezeichnete mobile Unterstützung für responsive Design-Tests.
  • Sehr gute Live-Region-Unterstützung.
  • Intuitive Bedienung für Mac-Nutzer.
  • Hervorragende Integration mit Safari und modernen Web-Standards.

Fazit

VoiceOver ist unverzichtbar für Tests auf Apple-Geräten und bietet einzigartige Einblicke in mobile Barrierefreiheit. Besonders für responsive WordPress-Websites und mobile-first-Designs ist VoiceOver-Testing essentiell.

Automatisierte Tests mit WAVE, axe und anderen Tools

Während manuelle Screenreader-Tests unverzichtbar sind, können automatisierte Tools die Effizienz erheblich steigern und viele grundlegende Probleme schnell identifizieren.

WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool)

WAVE ist eines der beliebtesten kostenlosen Barrierefreiheits-Analyse-Tools und wird von WebAIM entwickelt. Unsere ausführliche Praxisanleitung für barrierefreie Wesbites mit dem Wave-Test finden Sie hier.

Wichtigste Eigenschaften:

  • Visuelle Darstellung: Zeigt Barrierefreiheitsprobleme direkt auf der Website an.
  • Browser-Erweiterung: Verfügbar für Chrome, Firefox und Edge.
  • API-Zugang: Für automatisierte Tests und Batch-Analysen.
  • Strukturanalyse: Visualisiert Überschriftenstruktur und Landmark-Bereiche.
  • ARIA-Erkennung: Identifiziert ARIA-Attribute und deren Verwendung.

Vorteile:

  • Kostenlos und einfach zu bedienen.
  • Sofortige visuelle Rückmeldung.
  • Sehr gute ARIA-Attribute-Erkennung.
  • Hilft beim Verständnis der Seitenstruktur.
  • Regelmäßige Updates mit neuen WCAG-Kriterien.
  • Detaillierte Erklärungen für jeden gefundenen Fehler.

Nachteile:

  • Kann nur etwa 25-30% aller Barrierefreiheitsprobleme automatisch erkennen.
  • Keine Tests von dynamischen Inhalten oder JavaScript-Interaktionen.
  • Begrenzte Batch-Verarbeitung in der kostenlosen Version.
  • Fokus liegt auf technischen Aspekten, nicht auf Benutzererfahrung.

axe DevTools

Die axe DevTools von Deque Systems gelten als technisch fortschrittlichstes automatisiertes Barrierefreiheits-Test-Tool.

Wichtigste Eigenschaften:

  • Browser-DevTools-Integration: Nahtlose Integration in Chrome/Firefox DevTools.
  • API-First-Ansatz: Entwickelt für Integration in CI/CD-Pipelines.
  • Hohe Genauigkeit: Sehr niedrige False-Positive-Rate.
  • Umfassende ARIA-Tests: Führend bei der Erkennung von ARIA-Implementierungsproblemen.
  • Regel-Engine: Modulares System für verschiedene Compliance-Standards.

Vorteile:

  • Sehr hohe Testgenauigkeit mit wenigen False Positives.
  • Exzellente ARIA-Validierung.
  • Integration in Entwicklungsworkflows möglich.
  • Umfassende Dokumentation und Community.
  • Unterstützt neueste WCAG-Standards.
  • Verfügbar als Browser-Extension, CLI-Tool und Library.

Nachteile:

  • Komplexere Bedienung für Nicht-Entwickler.
  • Pro-Version mit erweiterten Features ist kostenpflichtig.
  • Fokus liegt auf technischen Tests, weniger auf UX-Aspekten.
  • Requires technisches Verständnis für optimale Nutzung.

Lighthouse Accessibility Audit

Googles Lighthouse ist in Chrome DevTools integriert und bietet neben Performance-Tests auch Barrierefreiheits-Audits.

Wichtigste Eigenschaften:

  • Integration in Chrome: Direkt in Chrome DevTools verfügbar.
  • Performance-Integration: Kombiniert Barrierefreiheit mit Performance-Metriken.
  • Automatisierte Bewertung: Gibt Scores von 0-100 für verschiedene Kategorien.
  • PWA-Integration: Berücksichtigt auch Progressive Web App-Aspekte.
  • CI/CD-Integration: Kann in automatisierte Build-Prozesse integriert werden.

Vorteile:

  • Kostenlos und weit verbreitet.
  • Einfache Bedienung auch für Nicht-Experten.
  • Gute Basis-ARIA-Tests.
  • Integration in viele Entwicklungsworkflows.
  • Regelmäßige Updates durch Google.
  • Kombiniert verschiedene Qualitätsaspekte.

Nachteile:

  • Weniger spezialisiert auf Barrierefreiheit als dedizierte Tools.
  • Begrenzte Tiefe bei ARIA-Attribut-Tests.
  • Fokus liegt auf automatisch erkennbaren Problemen.
  • Weniger detaillierte Erklärungen als spezialisierte Tools.

Weitere automatisierte Test-Tools

Pa11y

Kommandozeilen-Tool für automatisierte Barrierefreiheitstests, beliebt bei Entwicklern für CI/CD-Integration.

SiteImprove Accessibility Checker

Enterprise-Tool mit umfassenden Funktionen für größere Websites und Organisationen.

ANDI (Accessible Name & Description Inspector)

Kostenloses Tool der US-Regierung, speziell für die Überprüfung von zugänglichen Namen und Beschreibungen.

Häufige Fehler bei der ARIA-Implementierung vermeiden

Durch systematische Tests lassen sich typische ARIA-Implementierungsfehler identifizieren und vermeiden.

 

Die häufigsten ARIA-Fehler in WordPress-Websites

  1. Falsche oder fehlende ARIA-Labels
    Viele WordPress-Themes verwenden generische Labels wie „Read more“ ohne Kontext. Dies ist besonders problematisch bei Teaser-Blöcken und Card-Layouts.
  2. Inkorrekte Verwendung von aria-hidden
    Häufiger Fehler ist die Verwendung von aria-hidden=“true“ bei fokussierbaren Elementen, was zu verwirrenden Tastatur-Fallen führt.
  3. Fehlende oder falsche aria-expanded-Zustände
    Besonders bei mobilen Menüs und Akkordeons werden Zustandsänderungen oft nicht korrekt kommuniziert.
  4. Übermäßige ARIA-Verwendung
    „ARIA-Spam“ durch unnötige Attribute bei Elementen, die bereits semantisch korrekt sind.
  5. Fehlerhafte aria-live-Implementierungen
    Zu aggressive oder zu passive Live-Region-Einstellungen, die entweder störend sind oder wichtige Updates verpassen.

Systematische Fehlerprävention

  • Entwicklungs-Checkliste
    Eine strukturierte Checkliste für jeden Entwicklungsschritt hilft, ARIA-Fehler von vornherein zu vermeiden.
  • Code-Reviews mit Barrierefreiheits-Fokus
    Regelmäßige Reviews mit speziellem Fokus auf ARIA-Implementierungen durch erfahrene Entwickler.
  • Automatisierte Tests in CI/CD
    Integration von Tools wie axe DevTools in automatisierte Build-Prozesse zur frühzeitigen Fehlererkennung.
  • User Testing mit echten Nutzern
    Regelmäßige Tests mit Menschen, die assistive Technologien täglich verwenden.


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